In Zeiten von Lügen und gezielten Falschmeldungen ist Medien-erziehung noch wichtiger geworden. Die Stuttgarter Zeitung unter-stützt Schüler und Lehrer mit dem Projekt „Zeitung in der Schule“.
Stimmt das, was Sie schreiben, immer? Woher bekommen Sie Ihre Informationen? Dürfen Sie in Artikeln Ihre Meinung frei äußern?“ Mehr als eine Stunde lang löchern die Achtklässler der Hohbergschule in Plüderhausen die Besucherin mit Fragen. Natürlich wollen sie auch wissen, was Redakteure verdienen, wie man Journalist wird und welchen Promis man bei der Arbeit begegnet.
Im Deutsch- und Gemeinschaftskundeunterricht hatten sich die Realschüler im Sommer im Rahmen von „Zeitung in der Schule“ vier Wochen lang intensiv mit der Stuttgarter Zeitung beschäftigt . „Nun würde ich gerne mit der Klasse dieses Projekt mit einem Besuch bei Ihnen in der Redaktion ab-schließen. Ist das dieses Schuljahr möglich?“, fragte Lehrerin Vasiliki Grigoriadou nach. Leider ging das vor den Sommerferien nicht – wegen der Coronaregelungen war der Besuch von Gruppen im Stuttgarter Presse-haus nicht erlaubt. Stattdessen bekamen die Schüler aber Besuch aus der Redaktion.
Ob im neuen Schuljahr Klassen wieder ins Pressezentrum in Möhringen kommen können, lässt sich derzeit noch nicht sagen – das hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Sicher aber ist, dass das beliebte Zeitungs-projekt weitergeführt wird. Bis zum 8. Oktober können Lehrerinnen und Lehrer ihre Klassen anmelden. Teilnehmen können alle Schularten. Grundschulen erhalten drei Wochen lang die Zeitung, für sie gibt es drei mögliche Lieferzeiträume. Die weiterführenden Schulen können zwischen acht Terminen wählen, sie erhalten die Zeitung vier Wochen lang – als gedrucktes Exemplar morgens frisch auf die Schulbank.
Oder inzwischen auch als E-Paper, also als digitale Ausgabe der Zeitung, die dann am Bildschirm durchgeblättert werden kann. „Für die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für die Schüler wird das Arbeiten mit der Stuttgarter Zeitung noch attraktiver“, sagt Chefredakteur Joachim Dorfs. Die Digitalzeitung war im vergangenen Schuljahr oft hilfreich, weil der Unterricht zeitweise gar nicht in der Schule stattfinden konnte. Da war es praktisch, sie zu Hause am Bildschirm lesen zu können. Seit fast 40 Jahren bietet die Stuttgarter Zeitung Schulen in Stuttgart und den Nach-barkreisen an, ihnen Zeitungen für den Unterricht zur Verfügung zu stellen und mit den Schülern über die Arbeit und Aufgaben von Journalisten zu sprechen. In den vergangenen fünf Jahren haben davon rund 35 000 Schülerinnen und Schüler profitiert.
Bei der Medienerziehung spielen Zeitungen eine wichtige Rolle. Sie bieten verlässliche und überprüfbare Informationen. Angesichts vieler Falschmeldungen und Manipulationsversuche über die sozialen Medien müssen Schüler wissen, wie Nachrichten entstehen und verbreitet werden, welche Quellen zuverlässig und welche eher problematisch sind. Einige Lehrer nutzten dazu für den Unterricht auch die aktuelle Berichterstattung über Corona.
Der Anteil der Schüler, die ohne Tageszeitung aufwachsen, wird größer. Manche Kin-der und Jugendlichen haben erstmals bei den Zeitungsprojekten eine Zeitung in der Hand. Und sind oft überrascht, dass sie darin auch Artikel finden, die sie spannend finden und die sie betreffen. Etwa über Sportveranstaltungen, neue Berufe oder die Aktionen von Fridays for Future. Auch die Kindernachrichten, Tiergeschichten, Polizeimeldungen, Klatsch und Tratsch sind sehr beliebt. Auf Begeisterung stößt natürlich die Ankündigung der Stuttgarter Schulbehörden, dass es nach den Sommerferien Eis für die Schüle-rinnen und Schüler geben soll.
Teilnehmer des Projekts können auch selbst zu Reportern werden. Sie haben die Möglichkeit, Artikel auf der Homepage von „Zeitung in der Schule“ zu veröffentlichen, die im vergangenen Jahr eingerichtet wurde. „Kinder und Jugendliche sind heute vor allem online unterwegs“, sagt Swantje Dake, Chefredakteurin Digital. „Dort wollen wir ihnen guten Journalismus näherbringen und sie dafür begeistern. Und wer selbst zum Reporter werden kann, taucht noch tiefer ein in das Projekt.“ Auch Klassenfotos und Bilder von kreativen Zeitungsaktionen können dort hochgeladen werden. Vor der Veröffentlichung werden diese natürlich in der Redaktion geprüft – wie das bei Artikeln von professionellen Journalisten auch der Fall ist.
Von Maria Wetzel